Preface: Girls & Corpses

Quelle: Girls And Corpses, Ausgabe 2009, Seiten 6 und 7

Mark Benecke

Kriminalbiologe / Nekrophilie-Experte (bezieht sich auf einen Artikel über Nekrophile, der auf www.benecke.com unter dem Stichwort "necrophilia" zu finden ist)

... Sind wohl auch das Thema meines Lebens. Wohl deswegen darf ich hier das Erscheinen der deutschen Ausgabe des gleichnamigen Magazins bejubeln.

Weil die Herausgeber der Girls & Corpses aber nicht in der Lage waren, mir einen Stapel der gedruckten Hefte zukommen zu lassen, kann ich den deutschen Leserinnen nur mit folgenden Hinweisen in die blutigen Rippen grätschen, die ich der etwas mangelhaft gewarteten Internet-Ausgabe abguckte. Aber das macht ja eigentlich nix, denn:

1. Die Themen in der U.S.-Ausgabe sind solide und interessant. Da berichtet beispielsweise ein nord-amerikanischer Thanatopraktiker ("Schminken und Wiederherstellen") über seinen Job, der in Deutschland zwar deutlich weniger Formalin beinhaltet, aber dennoch eines selbst seiner Meinung nach "eisernen Magens" bedarf. Mjam!

2. Mistress Gen, Band-Leaderin der Genitorturers meldet überraschender Weise in einem Interview mit der G&C, dass sie früher im Organhandel angestellt war. Das ist lustig, denn als die Combo noch live auf der Bühne die primären Geschlechtsorgane der Zuschauerinnen piercte, dürften im Kopf der guten Gen interessante Erinnerungs-Verquickungen stattgefunden haben. Zumindest hätte ich das gerne .... Nachdenklich macht, dass die Interviewte ihre damaligen Organ-Entnahmen in Anführungsstrichen als "surgery" bezeichnet. Ich möchte lieber nicht wissen, was sich wohl wirklich hinter den Türen der von Ihr besuchten Bestatter und Krankenhäuser abgespielt hat ... Zitat Gen: "Mit Augen, Haut und Knochen von Leichen kann man sich Zeit lassen: Die lassen sich auch noch kurz vor dem Begräbnis ohne Probleme entnehmen ..."

3. Abgesehen von den informativen Bits hat die G&C-Redaktion auch genügend Humor, um die Vagina der sonst recht ansehnlichen Charlotte Stokely abzumodellieren und - verfärbt sowie mit Maden übersät - als Seife zu vertickern. Ekeliger geht es nicht mehr. Auch ein Magen aus Eisen müsste angesichts dieser glitschigen Abscheulichkeit in rostigen Untiefen verschlammen.

4. Briefkasten-Tante der verfaulten Zeitschrift ist Dr. Necco Feelya, die sich den Anliegen von Toten und Untoten annimmt. Völlig richtig diagnostiziert sie beispielsweise, dass eine Überempfindlichkeit von Brustwarzen entstehen kann, wenn "die Haut über den Silikon-Implantaten nach dem Tod vertrocknet". Sachlich (und gefühlt) absolut nachvollziehbar.

5. Die Leichenmodelle selbst sind nicht so schlecht gemacht- zumindest, als das erste "Heft" 2002/2003 online erschien, musste ich zweimal hinsehen. Diesen Überraschungs-Effekt liefert auch das deutsche, gedruckte Heft. Prima: Ich freue mich schon auf die übereilte Nekro-Schlagzeile in unser aller Bild-Zeitung, die ja gerade selbst im Sterben, Faulen und Verwesen liegt.

6. Lustig ist auch der virtuelle Spin Off der G&C, die "Barely Dead". Diese in den USA und England an vielen Kiosken frei verkäufliche Hefte mit angeblich "gerade Achtzehnjährigen" Foto-Modellen - die in Wahrheit natürlich meist deutlich und viel älter als 18 sind - haben in der verrotteten Heft-Version "für immer schulfrei", sind "jung, dumm und tot" oder wollen ihren "eiskalten Hintern versohlt" kriegen ... das alles natürlich mit einem der wenigen sicheren Zeichen des Todes: einem durchschlagenden Adernetz.

So, nun wende ich mich aber erst einmal meinen eigenen Girls and Corpses zu. Studentinnen mit faulen Schweinen in der Hand sind doch ebenso gut wie Satans Sirenen, Necco Feelya und Mistress Malice in kommenden G&C-Heften ... Pest, Maden und eiserne Magenwände - Dr. Doom aka Mark Benecke


Was passiert, wenn der Hals durchgeschnitten wird?

Komische Oper Berlin: Iphigenie auf Tauris | 2007


Clandestine necrophilia – probably legal, still a problem

 Anil Aggrawal's Internet Journal of Forensic Medicine and Toxicology | 2008