Quelle: nachtplan 5/6 2017 (Heft Nr. 85)
Dem Doktor seine Seite
3 vor, 3 zurück und 1 Kreuz
VON MARK BENECKE
2017 ist fettes Wahljahr (Bundetag, NRW...). Grufties wissen, dass Bruno Kramm von Das Ich bei den GRÜNEN und den PIRATEN aktiv war/ist sowie meine First Lady et moi bei der PARTEI mitmischen.
Gestern nun sahen wir im Kino das Interview mit der 103 Jahre alten Sekretärin von Propagandaminister Göbbels. Und da fiel mir blitzartig 'was auf: Noch nie habe ich einen Grufti (außer eben Bruno Kramm) über Politik reden hören. Echt noch nie. Weder Weltpolitik noch Strukturkrimskrams vor Ort hatten es je in ein Gespräch auf dem WGT, einem Mittelalter-Markt, einem Vampir-Stammtisch oder sonst wohin geschafft, wo Grufties lagerten.
Woher kommt die auffällige Abneigung der Szene gegen Realpolitik? Ob manche/r mit sich selbst zu viel zu tun hat? Ob es der Eindruck ist, eh nix bewegen zu können? Oder genau umgekehrt, dass die Bunten da draußen spinnen und Politik nur eine Ausformung dessen ist, von dem mensch sich besser aktiv fern hält? Ich weiss es nicht.
Allerdings weiß ich seit den Worten von Göbbels' Sekretärin, dass sich raushalten sicher keine Lösung, sondern bestenfalls eine Überlebensstrategie ist. Doch Schweigen ist auch schulternzuckende Inkaufnahme. Kein schöner Gedanke.
Die Stärke des schwarzen Gleichmutes ist, dass niemand Grufties vereinnahmen kann.
Denn wer hat schon einer Mode-Marke (XtraX, Aderlass, Doc Martens...) oder einem Getränk (Beck's hat es auf dem ersten Amphi-Festival erfolglos versucht) gehört, die sich auf dem Grufti-Markt durchgesetzt hätten? Schwarze Seelen und Körper sind mangels Money kein interessanter Markt und erst recht keine "beeinflussbare Wähler*innengruppe".
So bewirkt es sich wohl gegenseitig: Wer weit unter dem Radar drei Schritte vor und wieder drei zurück macht, der kann und will nicht in Reih und Glied marschieren. Das ist ja schon mal was.
Findet herzlich Euer --
Marky "Fürchtet Euch nicht!" Mark