TAG24-INTERVIEW MIT DR. MARK BENECKE
Von Stefan Goller
Köln – Dr. Mark Benecke (49) ist Kriminalbiologe, „Herr der Maden“, Autor diverser Bücher und Politiker. Für Köln ist er aber vor allem eins: die Rettung. Bereits 2015 trat er für die Partei Die PARTEI als Oberbürgermeister-Kandidat in Köln an.
Dr. Mark Benecke beim Wahlkampf 2015
TAG24 durfte ihn nun exklusiv zu seinen politischen Zukunftsplänen befragen und herausfinden, was Köln für den weltberühmten Leichenexperten bedeutet.
TAG24: Herr Dipl.-Biol. Dr. rer. medic., M.Sc., Ph.D. Mark Benecke. Das ist ein stattliches Sammelsurium an akademischen Titeln. Darf ich Sie oder Dich kurz Dipl.-Biol. Dr. rer. medic., M.Sc., Ph.D. MB nennen?
MB: „Oberbürgermeister der Herzen" genügt. Oder Markito.
TAG24: Okay, Markito. Die meisten unserer Leser kennen Dich als Kriminalbiologen. Was brachte Dich dazu, in die Politik einzusteigen?
MB: Da war einfach mehr Leben drin.
TAG24: Es gibt sicher Leute, die behaupten würden, dass einige Politiker ähnlich leblos seien, wie die Toten mit denen Du sonst zu tun hast. Warum wirkt Politik auf die meisten so „tot“?
MB: Gegen eine einzige Aktion der PARTEI wirkt so ziemlich alles tot. Neulich sind unter dem Eigelsteintor alle anderen Parteien abgerückt, als sie uns sahen. Dabei haben wir nur ein Dosenwerfen veranstaltet und Glasperlen verschenkt.
"Ich gehe dorthin, wo ich gebraucht werde."
Oberbürgermeister der Herzen
TAG24: Die derzeitige Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat vor kurzem angekündigt, dass sie zur nächsten Wahl im Herbst 2020 wieder als Kandidatin antreten will. Wirst Du Dich dem „Game of OB-Thrones“ anschließen und Deinen Hut ebenfalls in die Runde werfen?
MB: Ich gehe dorthin, wo ich gebraucht werde. Oder schicke meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
TAG24: Immerhin hast Du 2015 die dritt-meisten Stimmen geholt und dabei einige Kandidaten alt aussehen lassen. Was ist Dein Ziel für 2020?
MB: Hundert Prozent plus X.
TAG24: Reker ist parteilos. Die „großen Parteien“ haben bisher noch keine Kandidaten präsentiert, ähnlich wie 2015. Wie ist das zu bewerten?
MB: Größere Parteien? Die können dann ja bei uns Minderheitspartner werden.
TAG24: Die Partei „Die PARTEI“ wird gerne als „Spaßpartei“ betitelt. Trotzdem schafft sie immer wieder Achtungserfolge und zieht über Jahre kontinuierlich Wähler an. Worin siehst Du diesen Erfolg?
MB: Wir sitzen im Europaparlament und vielen Stadtparlamenten. Läuft bei uns!
Mobile Turbo-Politik und kölsche Lebensfreude
Dr. Made und die kölsche Lebensfreude
TAG24: Was, glaubst Du, macht den Reiz Deiner Partei für die Wähler so aus?
MB: Bei uns gibt's die besten Geschenke und Demos. Vor dem Bundestag haben wir mal in Bikinis aus grau gestrickter Wolle demonstriert, ich auch. Und beim letzten LandesPARTEItag — ich bin ja NRW-Landesvater — habe ich im Sommer für alle Mitglieder Klapp-Weihnachtskarten mit supergeil glitzernden Rehen nebst edler Umschläge verschenkt. Ein gesitteter Umgang miteinander ist wichtig und eben auch reizvoll für die Wähler.
TAG24: Darf Politik so viel Spaß machen?
MB: Mir schon.
TAG24: Du bist ständig auf Tour. Als OB müsstest Du aber wohl eher vor Ort bleiben. Würdest Du das Umherreisen nicht vermissen?
MB: Ich betreibe mobile Turbo-Politik, versprühe schon seit fünfundzwanzig Jahren weltweit 4711 und kölsche Gene, Verzeihung, Lebensfreude. Köln ist da, wo ich bin.
"Eine Welt ohne Köln wäre nicht lebenswert."
Der Retter Kölns steht bereit.
TAG24: Jetzt aber mal Butter bei die Fische: Was würdest Du als OB für Köln tun?
MB: Vor allem mache ich Heu- und Alter Markt endlich stilettosicher. Es kann so nicht weiter gehen!
Außerdem soll der FC sein neues Gelände in Düsseldorf aufschlagen: Kulturbotschafter *und* Schutz des Kölner Grüns in einem.
TAG24: Schutz des Kölner Grüns ist gerade jetzt wichtig. Köln hat den Klimanotstand ausgerufen. Ist Köln überhaupt noch zu retten?
MB: Eine Welt ohne Köln wäre nicht lebenswert. Köln wird daher gerettet. Das Wahlkampfposter von letztem Mal stellt das bildlich dar.
TAG24: In Deiner Kolumne für „Zimmer Eins“ schriebst Du im April 2019, dass Du absolut unbestechlich sind. Eine ehrenwerte Qualität. Welche für einen OB unerlässlichen Eigenschaften bringst Du noch mit?
MB: Ich habe mehrere Straßenbäume in Köln gepflanzt, einen Stern vor dem Maternusportal des Domes, spendiere der Zentralbibliothek öfters Comics, habe mehrere Liebesschlösser op d'r Brück hängen und habe mein erstes Tattoo auf der Schäl Sick am Wiener Platz erhalten.
Schaben vs. "versteinerte Knallköppe"
Das Herz schlägt im Takt der Dom-Glocken.
TAG24: Es ist ja ein offenes Geheimnis, dass Du Schaben als Haustiere hältst. Würdest Du lieber Deine Tiere im Stadtrat sehen als einen AfD-Politiker?
MB: Ich lass' es darauf ankommen. Im Parteiprogramm der versteinerten Knallköppe steht ja, dass die "deutsche Regierung die positive Wirkung des CO2 auf das Pflanzenwachstum und damit auf die Welternährung unterschlägt. Je mehr es davon in der Atmosphäre gibt, umso kräftiger fällt das Pflanzenwachstum aus." Ich bin auch für kräftiges Wachstum, nämlich von Schaben. Eine schöne Gesprächs-Brücke!
TAG24: Seit neustem gibt es Trinkbrunnen in der Stadt. Würdest Du Dich auch für Kölsch-Brunnen einsetzen?
MB: Die beiden 4711-Brunnen in der Kreissparkasse und der Glockengasse sind meine Faves: Duft *und* Umdrehungen in einem!
TAG24: Was müsste passieren, damit Du Köln den Rücken kehrst, oder wird Dein Herz immer im Takt der Dom-Glocken schlagen?
MB: Nix gegen Medellín, Manhattan und Namibia — da bin ich immer gern, auch mal was länger. Am schönsten isses aber im sumpfblumigen, verdötschten und ripuarisch wilden Köln. Es wird unter meinen Händen weiter gedeihen.
TAG24: Das sind schöne Schlussworte, ich danke Dir für das Gespräch.
Abbildungen: David Malambre (Poster-Zeichung), Felix Linde (Wahlkampf), Mark Benecke (Dom)