SZ-Magazin: Schabenfreude

Quelle: SZ Magazin 26/2004 (25. Juni 2004), S. 33
Geheimtipp
Schabenfreude

Von Mark Benecke

Die eigentlichen Herrscher unserer Welt sind Gliedertiere. Da ist es nur angemessen, von ihrem Treiben zu lernen -- am besten im heimisch-familiären Umfeld. Da Spinnen ekelig und Bienen aufwändig zu halten sind, empfehle ich -- das muss aber bitte unter uns bleiben -- die Anschaffung eines Pärchens von Grophadorrhina portentosa, der Madagaskar-Fauchschabe. Die Tiere glänzen schön, machen keine hektischen Bewegungen, haben sich sehr lieb und tasten mit ihren lustigen, langen, schönen Fühlern aus dem hohlen Ast, den man ihnen als Behausung anbietet. Kindern machen die Schaben Spaß, weil sie kopfüber unter spiegelglatten Flächen herumturnen können, aber auch Eltern mögen die sozialen Tiere, weil sie äußerst pflegeleicht sind. Wenn man die gegliederten Freunde neckt, dann fauchen sie manchmal; im übrigen sind sie friedliche Mitbewohner. Entkommen können sie nicht, denn außerhalb ihrer Wohnstatt ist es den possierlichen Sechsbeinern so kalt, dass sie sterben würden. Kein Wunder, dass auch der Londoner Zoo uns Großstädtern schon seit gut zehn Jahren statt Hasen und Hamstern zu Fauchschaben als Wohnzimmer- und Schreibtisch-Genossen rät.

Vom wunderlichen Treiben atlantischer Küstenschnecken

Nachts, wenn draußen die eisigen Novemberstürme toben, denkt Patrick O'Baldraithe zurück an seine Kindheitstage. An den grauen Felsen der irischen Westküste wohnte damals ein verschrobener Alter. Oft wanderte der Alte den steinigen Strand auf und ab und es schien, als wollte er sich dabei jedes Fleckchen Erde unter seinen Füßen einprägen. Manchmal sahen die Kinder, daß er einen kleinen Gegenstand so weit wie möglich in Richtung Meer warf. Der alte Kauz konnte dann viele Stunden auf einem der riesigen Gesteinsbrocken am Strand zubringen, ohne sich zu rühren. Wenn ihn nicht zuvor die steigende Flut von seinem harten Sitz vertrieb, starrte er solange auf die glitzernde Wasserfläche, bis die Sonne in den abendlichen Wolken versunken war. Niemand, so erzählen es die alten Fischer noch heute, hat je erfahren, worauf er dort wartete.

Read More

Einfache Darstellung des Nervensystems und weiterer Strukturen junger Blutegel

Junge Blutegel eignen sich hervorragend als einfache lichtmikroskopische Untersuchungsobjekte. Ihre Körperwand ist durchscheinend und gibt den Blick frei auf das dunkel gefärbte Nervensystem sowie die Augen und den Kiefer. Die Tiere sind robust und müssen nicht angefärbt werden. Auch im zeitlich begrenzten Rahmen des AnfÄngerkurses an der Universität bzw. im Schulunterricht können sie als einfach zu handhabendes Anschauungsmaterial dienen.
 

Read More

2005 Laborjournal: Spiderman: Sex hat sehr wohl stattgefunden

Lieber Siegfried Bär,
zum ausgezeichneten Artikel "Spiderman: Entlarvung eines Serienmörders" (in Laborjournal 7-8/2005) zwei winzige, kauzige und vollkommen unwichtige Anmerkungen (ich habe übrigens nur deshalb Biologie studiert, weil Peter Parker auch Biologe- (in der deutschen Übersetzung: "Biochemie")-Student ist (kein Witz!)):

a) Das Spinnsekret kommt nicht aus Parkers Körper, sondern aus dem Anzug, den er sich gebaut hat.

Read More

Beneckes Bücherschrank : Erfolgreiche Wundheilung durch Maden-Therapie.

Nachdem Kollege Grassberger aus der Wiener Rechtsmedizin mir während des Treffens der forensischen Entomologen bei der Staatspolizei in Paris von diesem Büchlein erzählte, besorgte ich es schon am nächsten Werktag. Welche Freude! Es ist ein wunderschöner Praxis-Ratgeber, wobei Praxis bedeutet, dass mensch das Büchlein den fragenden Patienten oder Interessierten ohne jeden einschränkenden Kommentar in die Hand drücken kann.

Read More

Kirchen aus Salz, Leicheninsekten und Kokainschmuggeltricks

Salzkirchen Kokain Kolumbien Das Traumland für mutige Sero-News-LeserInnen muß Kolumbien sein. Neben einer angemessenen Anzahl von spannenden Tötungsdelikten, die im ländlichen Bereich vorwiegend von der Guerilla, in den Städten dagegen hauptsächlich von sozial verelendeten Menschen verübt werden, gibt es in Kolumbien eines der erstaunlichsten Netze kriminalistisch-rechtsmedizinischer Arbeitsstellen. Darüberhinaus sind die dortigen KollegInnen gut ausgebildet, gewitzt, herzenswarm, neugierig und tanzwütig. Bei einer in den Bergketten konstant milden Temperatur von im Schnitt etwa 15°C fühlen sich auch Europäer in dem ansonsten aus tropischem Regenwald bestehenden Land wohlst und wünschen ihre Rentenzeit umgehend dortselbst zu verbringen.

Read More

Zur insektenkundlichen Begutachtung in Faulleichenfällen

Die eine Leiche in mehreren, definierbaren Besiedlungswellen aufsuchenden Insektenpopulationen können wertvolle Hinweise bezüglich der Leichenliegezeit und des Tathergangs liefern. Zugrunde liegen dabei folgende Annahmen:

(a) Bestimmte sich vom Leichengewebe nährende oder dort andere Gliederfüßer jagende Arthropoden (Fliegen, Käfer, Spinnentiere) treten abhängig vom Zersetzungszustand der Leiche in «ökologischer Folge» nacheinander auf [nach Putman 1977].

Read More

Weltinsektenkundlerkongress

Zur Freude der rechtsmedizinisch-kriminalistisch arbeitenden Gliedertier-kundler war auf dem diesjährigen Weltinsektenkundlerkongress in Foz do Iguacu (Brasilien) ein ganzer Tag den künftigen Herausforderungen sowie dem aktuellen Stand des Faches "forensische Entomologie" gewidmet. Der Kongress war mit viertausend Teilnehmern der größte und auch nationen- und themenreichste in der Geschichte der Insektenkunde.

Read More

Archiv für Kriminologie:Asservierung von Insekten-, Spinnen- und Krebsmaterial für die forensisch-kriminalistische Untersuchung

Die auf Leichen lebenden Gliederfüßer (Arthropoden) können Todesermittlungen durch verschiedene aus jenen ableitbare Schlüsse unterstützen. Neben der Bestimmung der Leichenliegezeit sogar skelettierter Körper (z.B. Lord et al. 1994) ist ein Strauß weiterer Untersuchungen möglich, beispielweise zur postmortalen Verlagerung einer Leiche und zur Intoxikation eines Körpers (Goff & Lord 1994), ggf. auch hier noch nach bereits erfolgter Skelettierung. Auch in in Arbeitsprozessen (Nuorteva 1977), Fällen von Kindesvernachlässigung (Lord 1990), hygienisch-rechtsmedizinischen Fragen (Benecke, eingereicht) und bei der Ermittlung weit von Tatort entfernt lebender Täter (Webb et al. 1983, Prichard et al. 1996) wurden arthropodenkundliche Untersuchungen erfolgreich angewendet. Mittlerweile sind neben den notwendigen Wachstumskurven der Tiere (Reiter 1984, Nishida 1984, Smith 1986) auch viele der möglichen Abweichungen statistisch erfaßt (Schoenly 1992, Schoenly et al. 1996, Introna et al. 1989).

Read More

Benecke Einseitiges Auftreten von Maden im Gesicht einer Leiche

The corpse of a 41-year-old medical doctor was found in his bed. The body was part-iaily dried out; parts of the hip region were skeletonized due to maggot activity. In the fa-cial region of the corpse, blowfly maggots (Lucilia (Phaenicia) sericata [Meigen]) were found exclusively in one eye socket. This is an unusual occurrence since on that side, a bed-light (40 W light bulb) had been burning during the seven week post mortem interval. All other lights in the apartment were switched off, and no direct sunlight could enter the space where the body was found (only a TV set had been running all the time, ca. 2 m away from the head at the foot end of the bed). Obviously, the maggots who usually flee light had used up the one eye that was further away from the bedlight as a feeding source. Since the con-tinuing mummification of the corpse led to a substantial restriction of feeding material, the maggots finally switched to the eye that the light was shining on.

Read More

Forensic Entomology: Maggots Murder and Men

Here is that rare thing, a good popular book on forensic entomology that is also an illuminating read on forensic science itself and on the art of being an expert witness. Zakaria Erzinçlioglu (a.k.a. Dr Zak), a forensic entomologist for more than 20 years, covers not only the wonderful world of insects as a tool in forensic investigations, but also the Tertiary geological period, O'nyong-nyong disease, Napoleon Bonaparte, human behaviour, maggot therapy and Sherlock Holmes.

Read More

Medellin - Insekten auf Leichen in Kolumbien

Medellin ist eine riesengroße Stadt, die in etwa die Rolle Kölns hat: Man lässt sich von “denen da oben” nix sagen, feiert stattdessen lieber kräftig und nennt sich stolz “Paisa”. Ein(e) Paisa ist bodenständig, echt und gehört nicht zu den (angeblich) Großkopferten aus Bogotá, der Hauptstadt Kolumbiens.

Read More